Tag 10-12 - Lake Powell

 

Nun liegen sie also vor uns, die herrlich chilligen Tage auf dem See!

Eines kann man hier ganz sicher genug sehen: Felsen. Rote Felsen, soweit das Auge reicht. Und natürlich Wasser, grünes und manchmal auch blaues Wasser. Dazu stellen wir uns jetzt noch das sanfte Plätschern der Bugwellen, ein Bierchen in der Hand und das sonore Motorengeräusch vom Heck vor. Fertig ist der Tagesablauf auf einem Hausboot auf dem Lake Powell!

Tag 2

Unsere Beschäftigung besteht am zweiten Tag nach der Bootsübernahme aus Fahren. Das hat sich so ergeben, denn bis rauf zur Rainbow-Bridge wollen wir auf alle Fälle kommen, ohne jeden Tag 6-8 Stunden hinterm sehr unpräzisen Steuer zu sitzen. Und so ist halt der zweite Tag Fahrtag, danach können wir uns gemütlich in kleineren Etappen wieder zurück zur Marina machen. Wie weit man überhaupt fahren soll, was sinnvolle Tagesziele sind oder was man keinesfalls versäumen sollte, das konnte uns an der Marina niemand sagen. Vermutlich waren die Mitarbeiter dort auch noch nie mit einem Hausboot unterwegs?

Hier mal der unbeholfene Versuch, unsere Route in etwa zu zeigen:

Von Wahweap bis zu unserem Übernachtungsplatz an Tag 2 sind es auf kürzester Strecke ca. 70km, wir fahren ein paar Umwege und sind geschätzte 90km bzw. 2+7 Stunden unterwegs. Wer also gleich am ersten Tag mehr Zeit hat, kann auch mit weniger Tagespensum auskommen oder weiter fahren. Technisch gesehen schafft man an 5 Tagen die Strecke Wahweap - Bullfrog und zurück. Aber wer will das schon?

Hier unser Ankerplatz an Tag 2, in einer wunderschönen und einsamen Bucht gelegen:

Der See wird seit ein paar Jahren wieder aufgefüllt, d.h. der See wird größer. Damit verschwinden aber auch die bisherigen Strände und was viel unangenehmer ist, die ganzen Uferpflanzen werden unter Wasser gesetzt. Der Anlegeplatz sollte also immer so aussehen, dass da ein schöner Strand zum Verweilen einlädt, der vor der "Flut" schon ein Strand war. Ansonsten schwimmt man erst mal durch abgestorbene Sträucher, was nicht Jedermanns Sache ist.

Tag 3

Gleich nach dem Frühstück machen wir uns "um die Kurve" auf zur "Rainbow Bridge", der "Regenbogenbrücke". Die war schon bei den Indianern hier in der Gegend bekannt und gilt heute noch als spiritueller Ort. In den 80er Jahren war unter Brücke auch noch Wasser und man konnte unten durchfahren. Heute darf man wegen - siehe oben - nicht mal durchlaufen.

Der Landweg zur Bridge ist ca. 25km lang, mit dem Boot geht das leichter. Man kann auch mit sehr großen Kähnen hin, halbwegs existente Fahrkünste vorausgesetzt. Als wir ankommen, sind nur ein paar kleine Boote und ein Ausflugsschiff da (von der Marina werden 6-stündige Ausflüge hierher angeboten).

Ein Steg führt über Wasser die ersten 300m bis ans Land, von dort sind es noch gute 10 Minuten bis zur Bridge, also amerikanische Verhältnisse.

Wer genau hinschaut, erkennt die beiden jungen Ladys, die da auf einem Felsvosprung direkt unter dem Felsbogen sitzen. Das Teil ist echt gigantisch! Die Rainbow Bridge ist ja auch die größte Bridge der Welt, womit wir wieder mal die amerikanische Superlative sehen dürfen.

enlightened "Bridges" entstehen durch unten druch fließendes Wasser, "Arches" sind freistehend und entstehen auch durch Wasser, allerdings durch Erosion und "Windows" sind wie Arches, allerdings sind sie "nur" ein Loch in einer dünnen Felswand und nicht freistehend.

Hier treffen wir auch die netten Leute wieder, mit denen ich das Boot erklärt gekriegt hatte. Sie haben ebenfalls nochmals umgedreht, wenn auch aus unapetittlicheren Gründen: Ihr Klo ging über. Freundlicherweise kriegen wir gegenseitige Gruppenfotos.

Der Besuch dieses Riesen ist auf alle Fälle sehr zu empfehlen, wir hatten hier 36 Grad und deshalb war der kurze Spaziergang hierher super einfach. Für ein Bild von hinten muss man nur weitere 10 Minuten oben rum laufen (unten durch darf man ja nicht).

Am Nachmittag verbringen wir zwei Stunden damit, einen für uns passenden Anlegeplatz zu suchen und bleiben dann irgendwo stehen. Nicht optimal, mit vielen Unterwasserpflanzen, aber mit einer guten Flasche Wein und ein paar super Rib-Eye-Steaks vom Grill.

Tag 4

Heute fahren wir zum beinahe gleichen Ort wie an Tag 1.

Ich könnte nun viiiiieeele Fotos von roten Steinen hier einstellen, aber man muss das selber erleben, das kann man auf Fotos nicht zeigen. Einen klizekleinen Eindruck vermittelt vielleicht dieses kurze Video:

Tag 5

Am 5. und letzten Tag bringen wir unser Zuhause wieder in die Marina. Um 15:00 Uhr müssen wir es vollgetankt abgeben. Beim Tanken parke ich erst mal an der falschen Anlegestelle, da kein Einweiser da ist. Es geht trotzdem irgendwie, aber die Zapfsäule streikt nach 27 Gallonen. Also auf einen größeren Platz umparken und volltanken. Mit einem Augenzwinkern verrechnet uns der junge Tankwart nur die 87 Gallonen, die nun noch reinpassen und kassiert dafür von mir ein saftiges Trinkgeld. Immerhin hat er uns über $100 erspart. Die Kaution haben wir zusammen mit dem halben Tag (wegen der Reperatur) wieder auf unser Konto gutgeschrieben gekriegt, also alles Bestens.

Fazit Hausboot Lake Powell

Unsortiertes Brainstorming: Eigentlich hätte ich einen grundlegenden Verbesserungsvorschlag für die Marina: Wenn man so einen Haufen Kohle (zudem im Voraus) bezahlen muss, sollte man sich beim Empfang und bei der Übergabe wie ein König fühlen. Tut man nicht. Das Boot war für uns 4 mehr als groß genug, das etwas günstigere 46er hätte es locker auch getan (dort kann man allerdings nicht vom oberen Deck aus fahren bzw. lenken). Ein "Toy" wie Jetski oder Powerboat braucht es für Ersttäter nicht. Nach dem Anlegen gibt es genügend zu Erkunden im jeweiligen Hinterland. Zudem kostet so ein Spielzeug beinahe gleich viel wie ein Hausboot pro Tag. Für Tiefenentspannung ist diese Form von Urlaub absolut geeignet (schon weil es weder Telefon noch Internet noch Fernsehen gibt). Die Gegend ist atemberaubend schön und wenn man so wie wir bestes Wetter hat, einfach perfekt. Der See ist riesig und abwechslungsreich (na ja, nach 100km reicht das Farbspektrum der verschiedenen Rottönungen nicht mehr für Überraschungen). Fahren kann jeder, alle Familienmitglieder waren mal für ein Stündchen am Ruder. Besonders genossen haben wir die Abende in absoluter Ruhe und Einsamkeit beim Lagerfeuer (wenn genug Holz rumlag, war nicht immer der Fall). Ich glaube ich spreche für alle Besatzungsmitglieder, dass man dieses Erlebnis unbedingt weiterempfehlen kann, wir hatten es echt super!

 

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